Werkzeugkasten


Inhalt: Kamera | Astrofotografie/Nachtlandschaften | Infrarotfotografie | Makrofotografie


Fotografie und naturalistische Zeichnung sind nie ein Abbild der Realität, sondern stets ihre Inszenierung. Je nach Verwendungszweck werden einzelne Aspekte betont, andere sogar ausgeschlossen. Mir ist es auch durch meinen Hintergrund in der Medienbildung ein persönliches Anliegen, die Manipulationsstrategien offen zu legen, über die meine Bilder funktionieren. Der Begriff „Manipulation“ ist nicht grundlos negativ besetzt, hier aber tatsächlich neutral verwendet: Um einen bestimmten Effekt zu erzielen, wird die Wahrnehmung des Publikums gelenkt. Zaubereishows und freikünstlerische Arbeiten haben dabei wenig Täuschungsabsicht, im Fotojournalismus ist Transparenz viel entscheidender. Aber verwendete Strategien in Kunst und Unterhaltungsmedien zu kennen, hilft beim Verstehen gewerblicher oder politischer Interessen.

Meine Fotos beinhalten ein hohes Maß an Nachbearbeitung und Inszenierung, auch wenn sie in freier Natur entstanden sind. Das ist teilweise den Aufnahmetechniken geschuldet, aber oft auch ästhetisch. In Zukunft sollen auf dieser Website auch immer wieder Techniken thematisiert, der Nachbearbeitungsprozess gezeigt werden. Beispielsweise vermeide ich Montagen, also die Kombination von Fotos aus unterschiedlichen Zusammenhängen. Aber bei mehreren Fotos vom gleichen Standort kombiniere ich gern Details aus verschiedenen Belichtungen, wie die Lichtspuren eines Autos mit den vorbeiziehenden Nachtwolken zwei Minuten vorher.

Kamera
Selbst durchschnittliche Smartphones haben heutzutage eine hervorragende Abbildungsqualität, gerade in Sachen Tiefenschärfe und Naheinstellgrenze. Sie sind spontan zur Hand und intuitiv zu bedienen, ihr Beitrag zur Demokratisierung von Fotografie kann nicht überbetont werden. Die Vorstellung, es bräuchte für beeindruckende Ergebnisse teure High-End Technik, ist absurd. Allerdings ist es richtig, dass bestimmte fotografische Extrembereiche ohne geeignete Ausrüstung schnell frustrieren: Infrarot-, Makro- und Astrofotografie sind leider Paradebeispiele dafür.
95% meiner Fotos entstehen mit einer Mittelklasse Vollformat-DSLR und einem von drei gebraucht erworbenen Objektiven. Das genaue Modell ist kein Geheimnis (gern auf Nachfrage), aber hier bewusst nicht angegeben, um einen Gegenpol zu den Materialschlachten zu setzen, die in manchen Ecken des Internets geführt werden. Ausrüstung ist weniger entscheidend für ein gutes Foto, als die Erfahrung im Umgang damit.

Astrofotografie / Nachtlandschaften
Das Fotografieren ist für Himmelsbegeisterte erst der zweite Teil im Prozess. Dem Voraus gehen intensive Checks zu Zeitfenstern, Standort und Wetter. Das ist insbesondere für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse wichtig. Mein Leitfaden zum Einstieg in die Polarlichtbeobachtung thematisiert einiges davon.
Beim Fotografieren ebnet ein lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv das Spielfeld. F2.8 ist der Mindestwert für alle, die nicht nur auf wenige Motive beschränkt sein wollen. Aber nicht jedes lichtstarke Glas ist astro-geeignet. Sogar manche Hochklasse-Objektive disqualifizieren sich durch Randverzeichnungen oder andere Abbildungsfehler gegenüber Discountmodellen. Alyn Wallace stellte noch kurz vor seinem Tod 2024 einige gute Kombinationen vor, die auch Rücksicht auf kleine Budgets nehmen. Festbrennweiten sind tendentiell besser als Zoom-Objektive, aber das schließt sie nicht aus. Ich selbst nutze eines (Tamron 15-30mm 1:2.8, das ältere G1) wegen seiner Flexibilität und bin sehr zufrieden mit allem außer seinen wuchtigen Dimensionen.
Nachtfotografie kämpft zudem gegen Bildrauschen und Extremkontraste. Nachbearbeitung ist ein Muss, daher ist Fotografieren in RAW selbstverständlich. Darüber hinaus hat die Community viele Werkzeuge für ihre Anforderungen selbst entwickelt. Sie sind oft mächtig und kostenlos, benötigen aber ordentlich Einarbeitungszeit. Ein einsteigerfreundliches, aber großartiges Tool zum Entrauschen und Optimieren von Nachthimmelaufnahmen durch Stacking ist Yi-Ruei Wu’s Sequator. Auch Star Trails sind damit ein Kinderspiel. Es wird zwar ausschließlich für Windows angeboten, funktioniert aber über Wine auch gut unter Linux.

Infrarotfotografie
Die digitale Falschfarbenfotografie bietet ein weites Feld an Ausdrucksformen, die mich seit ihren Anfängen begeistern (2003). Moderne Sensoren haben eine hohe Infrarotempfindlichkeit, aber alle Hersteller bauen inzwischen sehr effiziente Sperrfilter ein, unter anderem, um Farbverfälschungen zu vermeiden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Sperre zu entfernen oder zu umgehen. Die effektivste und flexibelste ist ein Kameraumbau. Da dieser das Gerät aber für normale Fotos untauglich macht, nutze ich für IR eine gebraucht erworbene, ältere APS-C DSLR, umgebaut von Sven Lamprecht. Sein youtube-Kanal bietet auch Einblick in den Nachbearbeitungs-Prozess mit freier Software, mit ausführlichem Youtube-Workshop zum Einstieg. Weitere gute Tutorials sind hier (immens detailliert) und hier (einsteigerfreundlicher).
Auch Infrarotbilder brauchen immer Nachbearbeitung, sollten daher in RAW geschossen werden.

Makrofotografie
Nicht nur in der Astrofotografie kommen Stapelprozesse zum Einsatz. Die Detailfülle vieler digitaler Makrofotos entsteht durch das Focus stacking dutzender Einzelaufnahmen in einem Bild. Nur so lassen sich kleine Motive in ihrer Gänze scharf darstellen, ohne die begehrte Bokeh-Unschärfe im Hintergrund einzubüßen.